Pressemitteilung November 2020

Mit der in der Zwischenzeit breit gestreuten Studie „Veteranenfahrzeuge in der Schweiz“ hat der Dachverband SHVF ein Werk veröffentlicht, welches eine sehr grosse Beachtung erhielt. Viele Rückmeldungen, allesamt positiv und erfreulich, haben wird erhalten.

 Mit der gedruckten Ausgabe dieser Studie haben wir alle Mitgliedclubs, die Publikumsmedien, die Vorsteher der Strassenverkehrsämter und eine grosse Anzahl von nationalen Politikerinnen und Politikern beglückt. Die Reaktionen kamen sehr spontan. Die professionelle Aufmachung und die Seriosität der ganzen Arbeit wurde mehrfach gelobt und dem Dachverband SHVF aufrichtig gedankt. Es bestätigt sich, dass viele Leute auf die nun vorliegenden Kennzahlen und Auswertungen gewartet haben.   

Für die Studie wurden „Veteranenfahrzeuge“ definiert als Autos, Motorräder, Nutzfahrzeuge und Traktoren, die älter als 30-jährig oder als sogenannte Youngtimers älter als 20 Jahre alt sind. Im Regelfalle werden solche Fahrzeuge nicht mehr im täglichen Gebrauch eingesetzt. Solche Fahrzeuge werden im Volksmund auch als „Oldtimer“, „Sammlerfahrzeuge“ oder „historische Fahrzeuge“ bezeichnet.

Befragt wurde zuerst das über 18-jährige Publikum in allen Landesteilen. Es folgte die Befragung von 3‘600 Besitzern von Veteranenfahrzeugen und der Präsidenten von Clubs, welche sich dem Hobby verschrieben haben. Am Schluss stand die Befragung von Unternehmen der Branche und Tourismusbüros, welche sich beruflich mit Veteranenfahrzeugen befassen.

Ist es nicht erstaunlich, dass die insgesamt 179‘000 Veteranenfahrzeuge in der Schweiz (=2,9% des Gesamtfahrzeugbestandes) jährlich eine Laufleistung von nur 790 km pro Fahrzeug erbringen? Gerademal 1 Promille aller hierzulande gefahrenen Kilometer entfallen auf Veteranenfahrzeuge! Ein Mengenvergleich: Geschätzte 95‘000 Baudenkmäler stehen in der Schweiz unter nationalem, kantonalem oder kommunalem Schutz. Das entspricht rund 4% aller Gebäude.

Veteranenfahrzeuge sind also eine rare Spezies von besonderen, mobilen Kulturgütern. Diesen gilt unsere ganze Aufmerksamkeit in Zukunft. Der Dachverband unterstützt über die rund 150 Clubs die 53‘000 Besitzerinnen und Besitzer dieser Fahrzeuge nach bestem Wissen. Dazu gehört die Ausgabe der FIVA-ID-Card (im Volksmund genannt „FIVA-Pass“), welche den Zustand und die Geschichte eines Veteranenfahrzeuges dokumentiert. Und dann natürlich das politische Lobbying, welches meistens ruhig und in persönlichen Gesprächen stattfindet, aber schliesslich zum Erfolg führt:

Ab 1.1.2021 dürfen Veteranen-Lastwagen (mit dem Eintrag Code 180) auch an Sonntagen an Treffen teilnehmen! Unser Vorstoss erwächst nach gut 5 Jahren in Rechtskraft.

Ab 1.1.2021 dürfen PW mit Anhängern (auch solchen, die ein Veteranenfahrzeug geladen haben!) auf den Autobahnen mit 100 km/h verkehren. Auch hier hatten wir unsere Finger im Spiel.

Die Problematik bei Grenzübertritten mit Veteranenfahrzeugen, sei es auf eigener Achse oder auf einem Anhänger, scheint sich dank unserer Abklärungen und Tipps gelegt zu haben. Jedenfalls sind keine neuen Reklamationen über willkürliche Aktivitäten von Zollbeamten eingetroffen. Das sind gute Nachrichten.  

Wir haben aber noch viele Anliegen auf dem Wunschzettel der Veteranenfahrzeugbesitzer, die wir dank der Studie nun mit aktuellen Zahlen untermauern können. Eine kleine Auswahl unserer Wünsche:

Die Motorfahrzeugsteuern sind in vielen Kantonen in Anbetracht der geringen Laufleistung viel zu hoch angesetzt. Wir setzen uns ein für eine „Flatrate“ oder „Kopfsteuer“, welche für alle Veteranenfahrzeuge gleich hoch sein soll. Als Vorlage dienen die Tarife in den Kantonen BS und BL. In einigen Kantonen laufen aktuell Vernehmlassungen zu diesem Thema. Meistens geht es um die Ökologierung, also um die steuerliche Entlastung von vermeintlich sauberen (Elektro-)Fahrzeugen und die Mehrbelastung von „Dreckschleudern“. Veteranenfahrzeuge dürfen nicht in diesen Topf fallen und müssen differenziert besteuert werden!

Das Abgasdokument hat ausgedient und soll abgeschafft werden! Fahrzeuge mit der Inverkehrssetzung ab 1.1.1976 bis ca. 2003 müssen jährlich, in gewissen Fällen alle 2 Jahre, zum obligatorischen Abgastest. Es dürfte noch rund 200‘000 Autos, also etwa 4% des Gesamtbestandes der zugelassenen PKW, betreffen. In Anbetracht der geringen Laufleistung der betroffenen Fahrzeuge und der im Garagengewerbe schwindenen Anzahl von geeichten Messgeräten soll möglichst rasch auf diesen alten Zopf verzichtet werden. Die SHVF stellt ein entsprechendes Gesuch.

Referendum gegen das CO2-Gesetz: Verschiedene Verkehrs- und Wirtschaftsverbände haben das Referendum ergriffen und möchten damit dem Stimmvolk ermöglichen, darüber abzustimmen. Der motorisierte Individualverkehr – und dazu zählen auch die Veteranenfahrzeuge – wird mit der Erhöhung der Treibstoffpreise um mindestens 12 Rappen pro Liter einmal mehr benachteiligt. Der Vorstand der SHVF bittet alle Besitzer von Veteranenfahrzeugen, das Referendum zu unterstützen.

Das Argumentarium und Unterschriftenbögen gibt es unter www.vernuenftig-bleiben.ch

Synthetische Kraftstoffe / E-Fuels: Mit grosser Aufmerksamkeit verfolgen wir die Entwicklung von E-Fuels. Diese Treibstoffe werden mittels Strom aus Wasserkraft und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft hergestellt und können unsere Veteranenfahrzeuge klimaneutral antreiben. Porsche ist an vorderster Front dabei! Ist ja klar, denn die vielen 356er und 911er wollen ja auch in Zukunft bewegt werden können!

Unser Dank geht an alle Clubs und alle Enthusiasten, die unser gemeinsames Hobby auch in den aktuell schwierigen Zeiten unterstützen und durch die Organisation von möglichen Veranstaltungen auch erlebbar machen. Wir hoffen, Ende April 2021 die Saison wieder mit einem nationalen Grossanlass, den Historic Vehicle Days 2021, eröffnen zu können. Bitte melden Sie mir die geplanten Aktivitäten.

Bleiben Sie gesund und tragen Sie Sorge zum anvertrauten Kulturgut!

Bernhard Taeschler
Präsident SHVF

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Delegiertenversammlung 2021